Erhalt der Grabstelle
Im Juni 2001 richtete der damalige Ortsheimatpfleger Erich Müller ein Schreiben an den Rat der Gemeinde Cadenberge mit einer Information des Kirchenvorstandes, wonach die Grabstelle der Eheleute Samuel auf dem örtlichen Friedhof nach 30-jähriger Belegzeit mangels eines Verlängerungsantrages aufgelassen, d.h. eingeebnet, werden müsste. Der Ortsheimatpfleger erinnerte die Ratsversammlung an den besonderen Umstand, dass Arthur Samuel als Jude in Cadenberge die Nazizeit überleben konnte. Weiter heißt es in seinem Schreiben: „In Anbetracht dieser Sachlage wäre es meiner Meinung (nach) angebracht, zumindest den Erhalt des Grabsteins, als Erinnerung an dieses bemerkenswerte Schicksal und darüber hinaus in Form einer Umsetzung auf den Wingster Judenfriedhof anzustreben“.
Die Ratsmitglieder sprachen sich für den Vorschlag des Erhalts aus. Und somit verdanken wir es der Initiative des damaligen Ortsheimatpflegers, dass der Grabstein von Arthur und Eugenie Samuel auch heute noch auf dem Friedhof in Cadenberge aufgesucht werden kann. (Über den Weg vom Eingang/Kapelle durch das Friedhofstor nur wenige Meter linksseitig vom Hauptweg.)
Von einer Umsetzung auf den Judenfriedhof am Alten Postweg in Wingst-Kiebitzmoor, auf dem 26 Grabsteine vorhanden sind, wurde offenbar abgesehen. Die letzte Beisetzung dort fand im Jahr 1926 statt.
Bis heute erhaltene Grabstelle des Ehepaares Samuel auf dem Cadenberger Friedhof im Bereich der Stader Straße/B73.
(Foto: Privat)
Erinnerung an den zweifachen Schützenkönig
Arthur Samuels Gemeinsinn, sein Engagement in der Kommune und dort insbesondere im Vereinswesen, zeigten seine besondere Verbindung zu Cadenberge. Schon früh wurde er Mitglied im „Schützenverein Cadenberge von 1787 e.V.“. So benennt ihn das Protokoll einer Vorstandssitzung vom Juli 1929 als Mitglied der Einkaufskommission für das Schützenfest im gleichen Jahr.
Zweimal wurde Arthur die Ehre der Proklamation zum Cadenberger Schützenkönig zuteil. Sowohl im Jahr 1930 als auch im Jahr 1961 wurde er dafür gefeiert. Die für diese Anlässe geprägten Ehrenplaketten sind noch heute in einer Vitrine in der Schützenhalle im Gutspark ausgestellt.
Gedenktafel Haus Bahnhofstraße 2
Im März 2021 wurde am früheren Wohn- und Geschäftshaus des Ehepaares Samuel in der Bahnhofstraße 2 eine Gedenktafel angebracht. (Wir haben im Kapitel 6 – Cadenberger Bürgerinnen und Bürger helfen Arthur und Eugenie darüber berichtet.) Initiiert wurde diese Privataktion von Dr. Rolf Geffken in Absprache mit dem Inhaber der heutigen Kronen-Apotheke in diesem Gebäude.
Erläuternd sollte aus unserer Sicht zu diesem Text erwähnt werden, dass das Haus Bahnhofstraße 2 vom Ehepaar Samuel offenbar bis zum Verkauf im Jahr 1939 bewohnt wurde. Seiner Tätigkeit als Viehhändler konnte Arthur Samuel nach der Übernahme der Macht durch die Nazis zwar zunächst noch nachgehen, jedoch verstärkten sich die Beeinträchtigungen und Schikanen ständig, bis ihm schließlich im Jahr 1937 auch offiziell die Lizenz entzogen wurde. Arthur musste danach der Zwangsarbeit nicht nur im Straßenbau, sondern auch in einer Sägerei nachkommen. Eugenie war zu schweren Arbeiten in der Cuxhavener Fischindustrie gezwungen.
Informationen und Auskünfte über eine geplante Gestapo-Aktion zu seiner Verhaftung und Deportation haben wir weder in den offiziellen Erklärungen noch in den sonstigen biografischen Angaben von Arthur und Eugenie Samuel gefunden.
Umfangreich dagegen sind tatsächlich die Belege für die große Hilfe und Solidarität, die dem Ehepaar durch viele Cadenberger Bürgerinnen und Bürger widerfahren ist.
Wohnhaus Osterstraße
Der letzte gemeinsame Wohnsitz der Eheleute Samuel in der Osterstraße 3 (früher Ostermoor 32) steht noch heute und wurde in den vergangenen Jahren nur durch wenige Umbauten verändert.
Arthur-Samuel-Straße
Nach Mail- und Gesprächskontakten unter anderem auch zwischen Henry Irwig, dem Großneffen von Arthur Samuel in Boston/USA, und dem Bürgermeister und dem Gemeindedirektor von Cadenberge gab es vor einigen Monaten die Auskunft, dass bei der Vergabe von Straßennamen im nächsten Neubaugebiet eine Arthur-Samuel-Straße vorgesehen ist.
Zusammenarbeit mit der Schule am Dobrock
Für das Jahr 2023 gibt es gemeinsam mit Lehrkräften das Vorhaben, mit den SchülerInnen des 9. Jahrgangs zu dem Thema „Auf den Spuren von Arthur und Eugenie Samuel“ zu arbeiten. Damit wollen wir insbesondere weitere Jugendliche für die Stärkung der Erinnerungsarbeit gewinnen und zusätzliche Impulse für die Aufklärung gegen Antisemitismus und Rassismus setzen. Von den SchülerInnen produzierte Texte, Fotos oder Filme sollen dann auch auf unserer Website vorgestellt werden und zur Motivation für eigenes Handeln beitragen.
UnterstützerInnen der Erinnerungsarbeit
Das Projekt der Spurensuche konnte von Anfang an nur durch die Unterstützung von Institutionen und Einzelpersonen realisiert werden. Stellvertretend für alle haben wir unter der Rubrik DANKE die Namen von Beteiligten aufgelistet, die uns in den Monaten der Recherche und Textarbeit in vielfältiger Form unterstützt haben. Danke!
Grabsteine auf dem bis zum Jahr 1926 belegten Judenfriedhof in Cadenberge/Wingst-Kiebitzmoor, Am alten Postweg.
(Foto: Privat)